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Sprint-Viertelfinale bei den Bahnweltmeisterschaften 2008 im Velodrom in Manchester zwischen Theo Bos und Chris Hoy.

Mit dem Begriff Fliegerrennen (früher „Malfahren“) bezeichnet man den Sprint im Bahnradsport.

Sprintwettbewerbe werden in der Regel – insbesondere bei Meisterschaften – in Turnierform durchgeführt. Dabei kommt im Wesentlichen das k.o.-System zum Einsatz, ergänzt um Hoffnungsläufe (s.u.). Damit in den ersten Runden des Turniers nicht bereits die Favoriten aufeinandertreffen und somit das Endergebnis verfälscht wird, wird dem Turnier eine sogenannte „Zeitqualifikation“ vorangestellt. Hier müssen nach in der Regel 3 Vorbereitungsrunden die Fahrer die letzten 200m bis zum Ziel so schnell wie möglich absolvieren. Die Turnierpaarungen werden nach dem Prinzip – Schnellster gegen den Langsamsten, 2.-Schnellster gegen den 2.-Langsamsten usw. – zusammengestellt.

In den einzelnen Paarungen (Läufen) fahren jeweils zwei oder mehr (bis zu vier) Fahrer gegeneinander über eine Distanz von drei oder mehr Runden (je nach Bahnlänge, das genaue Schema ist in den Wettfahrbestimmungen enthalten). Sieger ist, wer als erster die Ziellinie überquert, wobei die Zeit unerheblich ist. Es wird lediglich zum Zweck der Zusammensetzung der Turnierpaarungen (s. u.) die Zeit für die letzten 200 m gemessen.

Dies führt dazu, dass die Kontrahenten in der Regel während der ersten beiden Runden extrem langsam fahren und sich nur belauern, teilweise sogar Stehversuche machen. Entscheidend ist dann der – häufig explosive – Antritt und die Endschnelligkeit (bis über 70 km/h). Die Wettkämpfe werden in Turnierform ausgetragen. Die Fahrer müssen sich in einer Kombination aus mehreren K.O.-Runden und Hoffnungsläufen durchsetzen. Im Finale wird dann der Gesamtsieger bzw. die Gesamtsiegerin ermittelt.

Ab dem Halbfinale werden jeweils zwei Läufe, bei Gleichstand nach diesen beiden Läufen zusätzlich ein Entscheidungslauf zur Ermittlung des Siegers ausgetragen.

Taktik in den Sprintdisziplinen (Fliegerrennen, Tandem)[]

Bei Flieger- und Tandemrennen ist die Taktik darauf ausgerichtet, dass die Fahrer (beim Tandem: Teams) – vor allem der vorne fahrende – ihre Beschleunigungsfähigkeit zur Geltung bringen. Darunter ist zu verstehen:

  • Antrittsschnelligkeit in der Vorbereitungsphase: Ausgehend von niedrigen Geschwindigkeiten (30–45 km/h) sollte eine schneller, kraftvoller Antritt zum Repertoire des Sprinters gehören, um Angriffe und Scheinangriffe durch z.B. Abkippen von der oberen Bahnhälfte aus zweiter Position und explosiven Antritt erfolgreich beziehungsweise glaubhaft vortragen zu können.
  • Antrittsschnelligkeit bei der finalen Beschleunigung auf der Gegengeraden: Hier kommt es darauf an, aus führender Position eine hohe Beschleunigung zu erzielen, um zu verhindern, dass der Gegner in der Zielkurve bereits auf gleiche Höhe kommt. Hierbei geht man in der Regel trotz bereits hoher Trittfrequenz (> 120U/min) aus dem Sattel.
  • Endbeschleunigung: Hier kommt es darauf an, eine letzte, eigentlich im Vergleich geringfügige, aber rennentscheidende Beschleunigung auf den letzten 20–40 m zu erzielen. Hierbei geht der Fahrer in der Regel im Gegensatz zum Endkampf auf der Straße nicht mehr aus dem Sattel. Außerdem muss hier ein sauberer Übergang zum „Zielsprung“ (auch „Tigersprung“, „Panthersprung“) realisiert werden, ohne die Beschleunigung zu verringern oder gar diese abzubrechen.

Entsprechend ist die Taktik des führenden Fahrers (dieser wird vor dem Lauf ausgelost) darauf ausgerichtet, die Geschwindigkeit möglichst bis deutlich nach der 200 m-Marke zu verschleppen. Die des zweiten Fahrers ist spiegelbildlich darauf ausgerichtet, den vorderen Fahrer immer wieder durch Antritte zur Beschleunigung zu veranlassen, ohne dabei seinen Sprinter-Abstand von ca. fünf bis sieben Radlängen zu verlieren. Diese Antritte müssen jederzeit glaubhaft sein, damit der vordere Fahrer wirklich zum Antritt gezwungen wird. Ein misslungener Schein-Antritt führt andernfalls zum Verlust des Sprinter-Abstandes.

Das Schlimmste, was einem Sprinter in zweiter Position liegend passieren kann, ist, dass es dem vorderen Fahrer gelingt, ihn derart an sein Hinterrad zu binden, dass die Fahrer von „festnageln“ sprechen.

Berühmte Bahnsprinter[]

Zu den berühmtesten Bahnsprintern gehören:

  • Profis: Jef Scherens (Belgien, 7 WM-Siege), Antonio Maspes (Italien, 7 WM-Siege), Koichi Nakano (Japan, 10 WM-Siege in Folge), Patrick Sercu (Belgien, 2 WM-Siege, in erster Linie bekannt durch seine Siege bei Sechstagerennen und auf der Straße, d.h. grünes Trikot bei der Tour de France), Florian Rousseau (3 WM-Siege), Chris Hoy (1 WM-Sieg, bekannt vor allem durch seine Vielseitigkeit in den Kurzzeitdisziplinen, wo er neben dem Sprint WM-Sieg noch 12 weitere WM- bzw. Olympia-Goldmedaillen gewann - 1000m: 5, Sprint: 1, Keirin: 3, Team-Sprint: 3), Arie van Vliet (Niederlande, 3 WM-Siege)
  • Amateure: Lucien Michard (Frankreich, 2 WM-Siege, nachfolgend 4 bei den Profis), Pierre Trentin (FRA, 1 WM-Sieg, aber zahlreiche weitere über 1000m), Daniel Morelon (FRA, 7 WM-Siege), Lutz Heßlich (GER, 3 WM-Siege), Michael Hübner (GER, 1 WM-Sieg, 3 weitere im Keirin) und Jens Fiedler (GER, 1 WM-Sieg, 2 im Keirin).
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